Energiekosten erhöhen den Aufwand der Zweckverbände
Landkreis Gotha
Jörg Thier, Immobilienmakler und Immobilienverwalter aus Waltershausen, staunte nicht schlecht, als er jüngst die Abrechnungen des Zweckverbandes Wasserversorgung und Abwasserbehandlung “Schilfwasser-Leina” der von ihm verwalteten Immobilie in der Hand hielt. Auch wenn es im Amtsblatt bereits angekündigt war, könnte sich so mancher zu früh über nur moderate Kostensteigerungen oder gar geringfügig gesenkte Zwischenzahlungen freuen. Denn aus fünf Abschlägen sind nun sechs geworden. Der Zweckverband handelt jedoch nicht so, um seine Kunden zu verärgern. Er hat keine andere Wahl. Alle Leistungen anderer Firmen, die der Verband in Anspruch nehmen muss, sind teuerer geworden und Rechnungen sind pünktlich zu bezahlen. Ein großer Faktor ist Strom, ohne den keine Pumpe Wasser in Hochbehälter hinauf oder Abwasser abpumpen könnte, ohne den kein Rührwerk im Klärwerk sich drehte. Und da die Kalkulation ohnehin am 31. Dezember 2022 ausgelaufen ist, werden nun die höheren Kosten für die 3400 Kunden sichtbar. Sicherheitshalber geht der Verband Schilfwasser-Leina zu einer nur zwei Jahre währenden Kalkulationsfrist über, war aus der Verwaltung zu erfahren. Es gebe ohnehin immerhin eine Nachkalkulation der vergangenen Jahre. Da die Zweckverbände keinen Gewinn machen dürfen, werde ein eventuelles Plus dann in der folgenden Periode verrechnet.
Mag die Preiserhöhung für einen wassersparsamen Haushalt nur ein kleineres Problem sein, wirkt sie sich beispielsweise in der Friedrichrodaer Dialyse-Praxis von Dr. Sebastian Oehmer und Torsten Rittweiler spürbar aus. Ungefähr 9000 Euro mehr sind nun pro Jahr zu zahlen, denn der Wasserverbrauch in der Dialyse ist hoch. Ein Versuch, Wasser zu sparen würde den Patienten schaden, denn die Qualität der Entgiftung ließe dann nach.
Beim Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) Apfelstädt-Ohra wird die Kalkulationsperiode nicht abgebrochen, auch wenn sich die Preis im Energiemarkt stark erhöht haben. Allerdings ist der Preis für die Abwasserentsorgung ab 1. Januar von 2,89 Euro auf 3,22 Euro pro Kubikmeter gestiegen. Die Gebühr für Niederschlagswasser stieg auch, aber nur gering. Der Trinkwasser-Preis bleibt bis 1. Januar 2025 erst einmal konstant. Apfelstädt-Ohra hat dennoch investiert und dafür auch Fördermittel genutzt . Um im Falle eines Stromausfalles schneller reagieren zu können, sind Pumpstationen für den Einsatz von Notstromaggregaten so vorbereitet, dass einfach nur ein Stecker vom Aggregat in der Station eingesteckt werden muss. Das sei früher aufwendiger gewesen, sagt Werkleiter Thomas Chowanietz.
Beim Wasser- und Abwasserzweckverband Gotha und Landkreisgemeinden ändert sich zunächst nichts für die Kunden. Die Frage, die Kalkulationsperiode abzubrechen sei diskutiert worden, sagt Werkleiter Christian Ludwig. Man habe es dann aber doch bei der alten Kalkulation, die Ende 2020 beschlossen wurde und bis 2024 geht, belassen. Nach den Strompreisen vom August 2022 neu zu kalkulieren hätte zu extremen Abschlagszahlungen geführt. Nun wird offenbar auf eine weitere Beruhigung der Märkte gehofft. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass es insgesamt nicht teuerer wird, ist gering.
Das Verbandswasserwerk Bad Langensalza und der Abwasserzweckverband „Mittlere Unstrut“ versorgen und entsorgen einige Orte im Norden das Landkreises, Tonna und Dachwig beim Trinkwasser und die Fahner Höhe beim Abwasser. 2021 konnte der Verband Energieverträge bis 2024 abschließen, die sich aus heutiger Sicht als günstig erweisen. Der Versorger, die Stadtwerke Bad Langensalza, haben auch nicht gekündigt. So blieben die Gebühren erst einmal konstant. Ob die Kalkulationsperiode bei vier Jahren bleibt oder verkürzt wird, sei noch nicht endgültig entschieden, er gehe davon aus, dass es bei vier Jahren bleibt, sagt Werkleiter Mario Putzer. Er kann sich aber mit Blick auf die künftige Kalkulation ein Abkoppeln vom allgemeinen Kostentrend nicht vorstellen. Mit anderen Worten, auch im Unstrut-Hainich-Kreis und im Norden des Landkreises Gotha könnte es ab 2024 teuerer werden. Strom ist dabei nur ein Faktor, auch Kosten für Dienstleistungen, Material und Bauleistungen sind gestiegen.