Am Vormittag des 2. Mai verstarb plötzlich und unerwartet der langjährige Vorsitzende des Gothaer Gewerbevereins und Träger der Myconiusmedaille Andreas Dötsch. Ein herber Verlust für uns alle.
Gotha
Er nahm sich immer die Zeit für ein Gespräch. Was unter vier Augen bleiben sollte, wenn man Rat brauchte, das blieb auch dort. Sachlich und dennoch herzlich, so kenne ich ihn. Andreas Dötsch, Vorsitzender des Gewerbevereins Gotha von 2013 bis Anfang März 2025, ist am Vormittag des Freitags am 2. Mai 2025 plötzlich und unerwartet verstorben. Ein großer Netzwerker verlässt uns und wird fehlen.
Ich erinnere mich, solange ich in Gotha arbeite, für meine journalistische Arbeit in ihm immer einen kompetenten Ansprechpartner gefunden zu haben. Nahezu jeder Besuch in seinem innerstädtischen Ladengeschäft brachte die Ankündigung neuer Aktivitäten. Andreas Dötsch kannte und erkannte Zusammenhänge im gesellschaftlichen Leben und sprühte voller Ideen. Auch in seinem Hauptberuf, der Führung des Multimedia-Geschäfts, war er erfolgreich, als helfende Hand mit Fachkompetenz geschätzt und immer am Puls der Zeit. Gemeinsam mit seiner Frau Diana richtete er vor Jahren sein Geschäftsfeld zusätzlich auf die Beratung von Senioren beim Umgang mit internetfähigen Geräten aus. Die Mönchelsstraße 19 wurde immer mehr zum Treffpunkt für alle, die in der Kreisstadt ehrenamtlich etwas bewegen wollen.
Andreas Dötsch lehnte es konsequent ab, andere Menschen auszugrenzen. In der Coronazeit half der Gewerbeverein vor allem den kleinen Gewerbetreibenden, staatliche Hilfen zu beantragen. Andreas war ein Motor dieser Hilfe. Doch als man an ihn herantrug, der Gewerbeverein möge unterstützen Menschen mit Covid-Spritzung durch ein Armbändchen zu kennzeichnen, damit sie einkaufen können, lehnte er konsequent ab, da dadurch der Impfstatus eines jeden sichtbar geworden wäre.
Ebenso verstand er es hervorragend, den Kontakt zu Mitgliedern des Kreistages und Stadtrates zu halten, über alle Fraktionsgrenzen hinweg.
Zurzeit findet man noch Videos von ihm innerhalb unterschiedlicher Plattformen im Netz, die einen engagierten Menschen mit Humor und Lebensfreude zeigen. Er hat es immer verstanden, auch auf dieser Klaviatur zu spielen, um sein Geschäft zu bewerben, um seine Affinität zu Dichtern und Schriftstellern wie Erich Kästner zum Ausdruck zu bringen, in dem er Gedichte las und vor allem um die Anliegen des Gewerbevereins voran zu bringen.
Andreas Dötsch war vom 2012 bis 2018 2. Vorsitzender und Gründungsmitglied des Gewerbevereins Gotha e.V. Seit 2018 führte er den Verein als Vorstandsvorsitzender an und wurde 2020 und 2023 wieder gewählt. Am 7. März endete diese Tätigkeit für ihn, weil er sich entschlossen hatte, nicht wieder zu kandidieren.
In seiner Abschiedsrede nahm er kein Blatt vor den Mund und thematisierte auch Spannungsfelder. Seine Worte wurden mit lang anhaltendem Beifall bedacht. Bücken zu bauen anstatt Konflikte zuzuspitzen sei sein Motto gewesen, betonte er.
Aus dem gesellschaftlichen Leben zog er sich dennoch nicht zurück, stand seinen Nachfolgern zur Seite und mit regelmäßigen Vernetzungstreffen in der Mönchelsstraße setzte er sich weiter dafür ein, gemeinsam etwas für die Stadt zu bewegen
So leitete auch der Waltershäuser Gewerbeverein am 8. Mai seine Mitgliederversammlung mit einer Gedenkminute für Andreas Dötsch ein. Er hatte bei der Gründung des Waltershäuser Vereins mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Heute prägt der Waltershäuser Partner-Verein das gesellschaftliche Leben in der Kleinstadt ebenso mit wie es der Gothaer Verein in der Kreisstadt tut.
Am 3. Mai 2023 wurde Andreas Dötsch die Myconiusmedaille der Stadt Gotha offiziell überreicht. Infolge eines einstimmigen Jury-Entscheides erhielt er sie.
In der Zeit seines Vorsitzes im Gewerbeverein stieg die Mitgliederzahl der Gewerbevereins auf 150. Wesentlich auf ihn zurück geht das Etablieren des Gotha-Gutscheines in der Stadt und im Landkreis. Mit dem Gutschein werden inzwischen sechsstellige Summen bewegt und es bleibt viel Geld in der Region. Der Gewerbeverein ist nicht zuletzt dank Andreas Dötsch eine Hausnummer in Gotha geworden, die nicht mehr zu übersehen ist. Treffen unter dem Motto „get2gether“, die Jahresempfänge mit der Verleihung des Dirk-Kollmar-Preises und des Löfflerpreises tragen dazu bei.
Die Gothaer Innenstadt zu beleben war schon immer eine Herzensangelegenheit für Andreas Dötsch. Er war bereits 2005 bis 2006 Mitglied der Interessengemeinschaft Gothaer Gewerbetreibender und Gastronomen (IGG), war von 2006 bis 2010 Beiratsmitglied und später Vorstandsmitglied des Fördervereins Gothaer für Gotha e.V. Von 2009 bis 2014 engagierte er sich aktiv in der Piratenpartei Gotha, zunächst als Mitglied, später als Kreisverbandsvorsitzender, bevor er 2014 aus der Partei austrat.
Andreas Dötsch ging es nie allein um die Rahmenbedingungen für sein Geschäft, das er gemeinsam mit seiner Frau Diana betrieb. Er hatte stets auch den wirtschaftlichen Erfolg und das Gemeinschaftsleben in der Stadt und darüber hinaus im Blick. Vieles ging auf seine Ideen und seine Initiative zurück und er half auch oft anderen mit seiner Expertise, verwies aber auch mir gegenüber stets auf den Beitrag der anderen. Mit ihm geht ein Freund. Andreas Dötsch wurde 49 Jahre alt.
Die Trauerfeier findet am Dienstag, dem 27. Mai um 12 Uhr auf dem Hauptfriedhof in Gotha statt, teilt die Familie mit. Es wird gebeten, von Blumengestecken abzusehen, da die Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis in Behringen stattfindet. Außerdem gibt es eine offene Gedenkveranstaltung am Freitag, dem 30. Mai ab 18.30 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) in der Stadthalle Gotha, zu der der Gewerbeverein ausdrücklich auch Nicht-Mitglieder einlädt. Dort wird noch einmal wie bereits am Neumarkt zu den Markttagen ein Kondolenzbuch ausliegen. Wer teilnehmen will, wird gebeten, sich unter info@gewerbeverein-gotha.de anzumelden.
Café Zwölf in der Zinzendorfstraße bietet anspruchsvolle Livemusik
Im Café Zwölf in der Zinzendorfstraße 12 in Neudietendorf gibt es immer wieder Konzerte mit international bekannten Künstlern. Die Künstler schätzen die Athmosphäre des Auftrittsortes, in dem es zurzeit nur 30 Plätze gibt, obwohl sie sonst größere Arenen gewohnt sind.
Mit dem Auftritt des Duos „Behle“ aus Erfurt setzt das Café Zwölf in der Zinzendorfstraße 12 seine Konzerte im kleinen Rahmen fort. Das als „gemütlicher Jazzabend“ beworbene Event beginnt um 19.30 Uhr und es sind noch einige Eintrittskarten unter der Rufnummer 0172 8328820 oder an der Abendkasse erhältlich. Das Eiscafé ist im Winter geschlossen, aber dennoch werden Speisen und Getränke an den Konzertabenden angeboten, verspricht Inhaberin Heike Janetzko. Daher empfehle es sich, schon eine halbe Stunde vor dem Konzertbeginn da zu sein. „Behle“ faszinierte das Publikum im Landkreis Gotha schon zwei Mal mit Auftritten im Gothaer Theatercafé im Rahmen der Serie „Lebhaft im Theatercafé“.
Das Duo Behle, hier beim Auftritt im Rahmen einer Vernissage im Dorint-Hotel am Dom in Erfurt aufgenommen.
Am 5. April liest der Schausspieler Sigmal Solbach aus seiner Biografie und am 25. April ab 19.30 Uhr spielt Peter Kick aus Eisenach, der schon einmal für einen ausverkauftes Café im vergangenen Jahr sorgte.
Am 10. Mai gibt es dann einen irischen Abend mit Richie Ros, ebenfalls ab 19.30 Uhr. Weiter geht es am 26. Juni um 19 Uhr mit dem Gitarren-Duo „Crossing String“ aus Österreich. Am 23. August 2025 spielt dann Boogiknecht, die sich mit „Boogie Woogie mit Piano, Orgel, Mundi, Gitarre mit Vocals von Lisa und Posti“ auf ihrer Homepage erklären.
Perlen des Folkrock spielt dann am 6. September Andreas Schirnick ab 19 Uhr. Im September geht es weiter am 26. ab 19 Uhr mit Huey Colbinger aus Bayern der Akustikrock, Country und Folk, mit der Leichtigkeit des Funks und der Melancholie des Blues, und berührende Texte verspricht.
Paul O’ Brian aus Kanada kommt am 31. Oktober ab 19 Uhr im Café Zwölf an die Gitarrensaiten. Laut der Erfahrung aus zwei Konzerten in den vergangenen Jahren verspricht er ein volles Haus.
Im November ist es Ludwig Wright, ein deutsch-britischer Songwriter und Unterhaltungsstar mit einer Stimme, die an James Blunt erinnere, so die Ankündigung. Er spielt und singt am 22. November ab 19 Uhr.
Am 20. Dezember 2025 folgt, ebenfalls 19 Uhr beginnend, ein Jahresausklang mit Tanzmusik.
Das Café liegt wenige Meter südlich der Einmündung der Kirchstraße in die Zinzendorfstraße im Zentrum Neudietendorfs (hellrosa-ockerfarbiges Haus).
In der Nähe des Café Zwölf gibt es ausreichende Parkplätze auf beiden Seiten der Zinzendorfstraße, einen größeren unentgeltlichen direkt gegenüber des Cafés. Es ist auch zu Fuß bequem vom hochfrequentierten Neudietendorfer Bahnhof zu erreichen, es sind nur etwa 300 Meter zu laufen. Neben Zügen fahren auch Linienbusse zu dem Bahnhof. Die Eintrittskarten sind immer vorbestellbar unter 0172 8328820.
Erste Gutscheine im Scheckkartenformat eingetroffen. Gutscheine für Firmen wiederaufladbar.
Der digitale Gotha-Gutschein ist da. Dies ist die Geschenk-Variante, die es in Stückelungen zu 10, 25 und 50 Euro gibt. Aber auch, zum Beispiel zu Geburtstagen, unrunde Summen können auf Wunsch aufgeladen werden. Die Variante zum Aufladen, die Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern schenken können und dann steuerlich wie eine Sachleistung gelten, hat anstelle des Schriftzuges „Mach Dir eine kleine Freude“ das jeweilige Firmenlogo.
Der Gotha-Gutschein, seit dem 16. Oktober 2020 am Start, ist eine Erfolgsgeschichte , die regionale Wirtschaft und damit die Region zu stärken. 45.000 Stück wurden bisher verkauft. Sie sind als Geschenk nutzbar, wenn man einheimische Händler, Dienstleister und Kulturschaffende unterstützen will.
Der Schwerpunkt liegt bei Unternehmen, die ihren Mitarbeitern einen steuerfreien Zusatznutzen gewähren und diesen als Betriebsausgabe steuerlich absetzen wollen.
Doch allmählich gerät das System an Grenzen, erörterte kürzlich der Andreas Dötsch, der Vorsitzende des Gothaer Gewerbevereins in kleiner Runde mit Firmenvertretern. Das Papier, seine Veredelung und die Sicherheitsmerkmale werden immer teuerer.
Die Lösung sei, den Gotha-Gutschein zu digitalisieren. Dafür wurde die Firma AVS aus Bayreuth gewonnen, die über viel Erfahrung bei der Digitalisierung von City-Gutscheinen verfügt.
Es wird künftig zwei Arten des Gotha-Gutscheines geben. Zum einen jenen, der in einer Hülle steckt, die als Warenträger genutzt werden kann. Diese Gotha-Gutscheine sind einmal verwendbar, aus recyceltem Kunststoff und tragen 10, 25 oder 50 Euro Guthaben. Verkauft werden sie im Gotha-adelt-Landen am unteren Hauptmarkt, im Kunstforum in der Querstraße der Kreisstadt, im Kaufhaus Moses sowie in der Apotheke Ibenhain. Weitere Verkaufsstellen kommen hinzu.
Eine Aufladung mit anderen Beträgen, bis 250 Euro, kann im Büro des City-Managements am Neumarkt 10, und im Multimedia-Store in der Möchelsstraße 19 sowie im Verlauf der Bestellung online auf „https://www.gotha-gutschein.de/kaufen“ vorgenommen werden, zum Beispiel wenn jemand zu seinem 66. Geburtstag einen digitalen Gutschein über 66 Euro geschenkt bekommen soll.
Der Vorteil gegenüber der Papier-Variante hier: Es können Teilsummen abgebucht werden. Über die Webseite: „https://www.gotha-gutschein.de/verkaufsstellen“ kann das Guthaben abgefragt werden. Nur eine Barauszahlung ist nicht möglich.
Der zweite Variante ist die Mitarbeiterkarte. Sie ist ähnlich dem Scheckkartenformat des Geschenkscheines gestaltet und hat Platz für das Firmenlogo. Hier wird die gesetzliche Regelung der steuerfreien Sachzuwendung zur Arbeitnehmerbindung voll genutzt. Die Mitarbeiterkarte kann mit bis zu 50 Euro pro Monat aufgeladen werden. Ein Webbrowser-basiertes Frontend der Firma AVS, die „AVS Personal App“, ermöglicht es. Das System gestattet den Arbeitgebern keinen Einblick darauf, für welche Produkte der Arbeitnehmer die Karte einsetzt. Die Server stehen in Bayreuth, die Datenschutz-Grundverordnung ist erfüllt. Einige Unternehmen im Kreis Gotha, darunter die Kreissparkasse, nutzen es bereits. Firmen, die es ebenfalls wollen, können sich an e.kupfer@gotha.de wenden.
Inzwischen gibt es bereits 48 Annahmestellen für die digitale Variante in Stadt und Kreis. Unter “https://www.gotha-gutschein.de/annahmestellen“ sind sie aufgeführt. Das Spektrum reicht vom Verkauf über Dienstleitungen bis zu Kultur.
Um den digitalen Gotha-Gutschein annehmen zu können, benötigen alle bisherigen Annahmestellen des Papier-Gutscheines einen neuen Vertrag. Die Varianten der Abbuchung von den Karten sind vielfältig. Es können sowohl Smartphones wie auch vorhandene elektronische Kassensysteme genutzt werden.
Das Gutscheinsystem wird wesentlich von den Annahmestellen mitgetragen, da sie nur einen Teil des Gutscheinbetrages zurückerstattet bekommen. Bisher waren es pro 10-Euro-Gutscheinwert 9,40 Euro. Beim digitalen Gutschein verbessert es sich auf 9,60 Euro. Die Differenz, die die Annahmestellen tragen, wird auch für Werbung eingesetzt. Sie reicht von einem Eintrag auf der Website des Gewerbevereins, vorteilhaft für Unternehmen, die keine eigene Website betreiben wollen über Großplakate bis zu Zapfsäulen. Für die Digitalisierung wurden mit Hilfe der Unterstützer 30.000 Euro eingesetzt.
Der Gewerbeverein, das Gothaer City-Management und die Kultourstadt GmbH tragen das System. Unterstützer sind die Kreissparkasse Gotha, die Stadtwerke Gotha und die VR-Bank Westthüringen eG. Der Gotha-Gutschein hat eine gute Rücklauf-Quote. Da der Gutschein über 11 Euro nicht mehr ausgegeben wird, ist der Vergleich möglich. Bereits jetzt, so Andreas Dötsch, betrage die Rücklauf-Quote 80 Prozent, aber die Gutscheine über 11 Euro sind noch bis Ende 2024 einlösbar. Die 11-Euro-Variante stammt noch aus der Zeit, in nur 44 und nicht 50 Euro pro Monat steuerlich anerkannt wurden.
Tod des Partners erschwert Umsetzung. Bisher kein Imbiss-Angebot direkt am Nessetal-Radweg
Die Lage direkt am Nessetal-Radweg ist ideal. Doch noch braucht es Unterstützung, damit ein Angebot entsteht, das den Radweg noch attraktiver machen würden.
Friedrichswerth Seit der Imbiss direkt am Nessetal-Radweg in Brüheim geschlossen ist, gibt es westlich von Molschleben erst in der Gaststätte „Propeller“ die Möglichkeit zum Einkehren. Essen und Trinken direkt am Radweg in Friedrichswerth erwerben und dort Platz nehmen zu können, wäre eine Aufwertung des Radweges. Dies und vieles andere bewog vor Jahren Fred Brömme und seine damalige Ehefrau, den ehemaligen Bahnhof Friedrichswerth in den Blick zu nehmen. Eine Käserei samt Imbiss sollte entstehen. Der Bahnhof liegt unmittelbar am Radweg, denn der Radweg wurde auf dem Damm der ehemaligen Eisenbahnstrecke Bufleben — Großenbehringen, der Nessetal-Bahn, angelegt.
Das Gebäude mit der Adresse Am Bahnhof 95 steht in der Liste der Kulturdenkmale im Nessetal. Fred Brömme hatte schon 2013 einen Blick darauf geworden, dort einen Platz für seine Leidenschaft, die Herstellung qualitativ hochwertigen Käses, zu finden. Er begann später den Ausbau, der damit zugleich das Kulturdenkmal bewahrt. Zunächst wurden die Dächer saniert, später auch mit Hilfe des europäischen Förderprogramms „LEADER“ Geräte zur Käseherstellung erworben.
Doch der Umbau verlief nicht so schnell wie ursprünglich geplant. 2017 verstarb Fred Brömmes Ehefrau. Er sei nahe daran gewesen, das Projekt aufzugeben, schreiben Freunde der Mutter Freds in einer Broschüre, die für die Käserei am Radweg wirbt. Erst als mit Christina Jacob eine Frau mit gleicher Lebensphilosophie in sein Leben trat, ging es weiter. Es entstand eine Fläche vor dem Gebäude, die zum Verweilen einladen soll, wenn das Projekt fertig ist. Ziegen, ursprünglich auch als Milchlieferanten vorgesehen, bekamen gegenüber des roten Klinkerbaus auf der anderen Seite des Radweges ein zu Hause. Der Ausbau ging weiter und es entstanden die ersten bewohnbaren Zimmer. Im Garten sollten Kräuter für die Verfeinerung des Käses wachsen. Eine Lehrküche war geplant. Im einem neben dem Gebäude abgestellten alten Eisenbahn-Personenwaggon sollten Übernachtungsmöglichkeiten für Radfahrer entstehen. Doch im Juli 2023 verstarb Fred Brömme völlig unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 54.
Christina Jacob hat bereits einen Grundkurs für Michverarbeitung absolviert und bereitet sich darauf vor, selbst Käse herzustellen. Doch zunächst soll der Hofladen fertiggestellt werden, um Käse aus befreundeten Molkereien zu verkaufen.
Christina Jacob will das Projekt nicht aufgeben, allerdings würde es nur im Ganzen funktionieren und bedingt ein Gesamtkonzept mit Hofladen, Vermarktung von eigens produzierten Milchprodukten und dem Weiterverkauf aus befreundeter Käserei und regionaltypischen Produkten. Auch ist die Verbesserung der Außenanlagen geplant. Entstehen sollen außerdem eine Schulungsküche mit Gäste-WC, Praxisräume für Lebensberatung und Entspannungstherapie und Übernachtungsmöglichkeiten in einem Eisenbahnwaggon. Im Dachgeschoss soll weiterer Wohnraum geschaffen werden. Christina Jacob bietet bereits unter dem Namen „lebe im Gleichgewicht“ unter anderem Kräuterwanderungen und Kurse an. Sie könnten mit einem Käse-Imbiss am ehemaligen Bahnhof ausklingen.
Doch damit das Projekt, unter anderem um den Radweg attraktiver zu machen, verwirklicht wird, braucht sie Hilfe. Die Unterstützung aus dem Nessetal-Ort Friedrichswerth sowie von Freunden und Familie ist schon da. Die Kirmes-Gesellschaft hat ihr in kurzer Zeit einen Zaun gesetzt, Christian Zachow, Inhaber der „BMZ Landschaftsgestaltung Hörselgau“ aus Fröttstädt, hat eine Treppe zur leicht erhöhten Fläche für das Imbiss-Angebot im Freien gebaut und ein Heiko Stipek, Ortsteil-Bürgermeister aus dem Nachbarort Bufleben und Inhaber der „Estrichbau GmbH & Co KG“, ebenfalls zur Gemeinde Nessetal gehörend, bietet eine unentgeltliche Einbauleistung an. Er hatte bereits zuvor Estrich im Verkaufsraum und der Käserei sachgerecht ausgebracht und kennt daher das Projekt gut.
Dafür sei sie sehr dankbar und so etwas mache Mut, sagt die junge Frau. Doch anderes an Material und Leistungen muss Jacob kaufen. Die Spendenaktion findet sich deshalb unter spendenaktion.de. Es reicht, in das Suchfeld Friedrichswerth einzugeben. Wer das Portal, dass laut Christina Jacob bisher zuverlässig gearbeitet hat, nicht nutzen und direkt helfen möchte, kann die Kontonummer IBAN DE 65 8206 4038 0000 3869 44 bei der „VR Bank Westthüringen“ verwenden. Es wird gebeten, „Wir wollen helfen“ als Verwendungszweck einzutragen. Kontoinhaberin Christina Jacob versichert, alle Spenden in das Projekt zu stecken und darüber Nachweis zu führen. Die Spendenaktion selbst riefen gute Freunde der Familie Brömme in den für Jacob sehr schweren Tagen nach dem Tod des Partners ins Leben.
Die Kirche St. Crucis hat eine wertvolle Ratzmann-Orgel, die zurzeit restauriert wird.
Wölfis Beeindruckend ist der Blick in das Kirchenschiff der St.-Crucis-Kirche im Ohrdrufer Ortsteil Wölfis. Doch es ist noch viel zu tun. in und am sakralen Gebäude im Ortskern vieles so wiederherzustellen, wie es einst mal war. Der Zahn der Zeit nagte reichlich am dem Bauwerk von 1736. Noch immer engagiert sich der Gemeindekirchenrat für die Restaurierung der imposanten Ratzmann-Orgel mit ihren 28 zum Teil seltenen Registern, stellt immer wieder Förderanträge und sammelt Spenden. Die Orgel ist ausgebaut und große Teile ihres Inneren liegen in den Werkstätten der Orgelbau Waltershausen GmbH. Dort werden Pfeifen vorintoniert. Die endgültige Intonierung erfolgt nach dem Einbau, unter anderem da sich die Pfeifen dann gegenseitig im Klang beeinflussen können. So erläutert Orgelbaumeister und zugleich einer der beiden Geschäftsführer Joachim Stade den Prozess.
Claudia Hemmling, Jörg Krieglstein, Gunar Rolapp und Ursula Rolapp (von links nach rechts) sprechen über die Varianten der Unterstützung durch die Sparkassen-Regionalstiftung.
Die Orgelsanierung inklusive Umfeldarbeiten wird am Ende 222.000 Euro gekostet haben, wird geschätzt. Sie umfasst auch den Umtausch der Pfeifen-Attrappen gegen echte Zinnpfeifen. 1917 war das Zinn für Kriegszwecke benötigt worden. Umso größer die Freude über einen Besuch des Sparkassen-Chefs für den Kreis Gotha, Jörg Krieglstein und Abteilungsdirektorin Claudia Hemmling. Krieglstein ist zugleich Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Regionalstiftung der Kreissparkasse Gotha. Da auch mithilfe der Vergabe von Pfeifen-Patenschaften Geld einkommen soll, die Ratzmann-Orgel künftig wieder in ganzer Fülle erklingen lassen zu können, übernimmt die Stiftung für 5000 Euro eine dieser Patenschaften. Diese Patenschaften sind zum Teil auch zu deutlich geringeren Spenden zu haben. Wer spendet, kann seinen Namen auf einer der neuen Pfeifen eingravieren lassen. Damit dies auch sichtbar ist, gibt es außerdem den Eintrag auf einer Tafel. Für die Unterstützung in Wölfis haben sich auch Landrat Onno Eckert und Ohrdrufs Bürgermeister Stefan Schambach (beide SPD) eingesetzt, berichtete Krieglstein. Eckert ist Vorsitzender, Schambach Mitglied des Stiftungsrates. Darüber hinaus soll, diesmal direkt durch die Sparkasse, ein Benefizkonzert mit dem bekannten Gothaer Kirchenmusikdirektor und Organisten Jens Gollhardt unterstützt werden. Erster Orgelpate ist Hans Umbreit, einer der dienstältesten Organisten. Er spielt seit 75 Jahren. Für 1000 Euro übernahm er eine Pfeifen-Patenschaft.
Blick auf den Orgelprospekt. Noch fehlt dahinter die Orgel.
Viele weitere Reparaturarbeiten stehen für die Kirche an. Die Orgelsanierung betrifft auch deren Umfeld und den Orgel-Prospekt. Nach dem Ausbau der Orgel zeigten sich bröckelnder und mit Hohlräumen durchzogener Putz. Am 19. Februar 2022 implodierte durch Sturm das erste der oberen Turmfenster. Das Zwillingsfenster daneben war seit den achtziger Jahren abgedeckt, um zu vermeiden, dass die Lederumhüllungen der Blasebälge und der Züge durch die Sonne altern. Hinter der Abdeckung zeigte sich dann ein Schaden an diesem Fenster. Es wäre verantwortungslos gewesen, dies nicht gleich mit zu erneuern, gibt Ursula Rolapp vom Gemeindekirchenrat zu bedenken. Deckleisten über der Orgel wurden mit bereits in der Kirche gelagertem historischem Holz erneuert, damit künftig kein Dreck auf die Orgel rieselt.
Auch sind Stuckteile an der Decke der ersten Empore zu erneuern. Daran arbeitet zur Zeit eine die Restauratorin Annemarie Grimm aus Arnstadt. In einer Erfurter Werkstatt wird gerade der einzigartige Taufengel der Kirche durch Heike Glaß restauriert.
St. Crucis hat Erkerfenster. Die Erker wurden 1983 entfernt, um das Dach einfacher abzudichten. Die Kirche sei daraufhin innen sehr dunkel gewesen, erinnert sich Gunar Rolapp, ein Gemeindemitglied, das auch selbst viele Arbeiten in der Kirche übernimmt. In den neunziger Jahren wurden die Erker wieder neu gebaut, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Doch inzwischen haben zwei davon Schäden, wie sich beim ersten neuen Anstrich seit den neunziger Jahren zeigte.
In die Höhe muss auch noch ein inzwischen neu fertiggestelltes zweites Zifferblatt der Turmuhr. Das alte Zifferblatt war ebenfalls durch den Sturm beschädigt.
So kommen in jedem Bauabschnitt – allein für die Orgel sind es vier – unerwartete Kosten hinzu, berichtet Ursula Rolapp. Deshalb sammelt der Gemeindekirchenrat weiterhin Spenden. Wer helfen möchte, kann unter dem Verwendungszweck „Ratzmann-Orgel Wölfis“ an die Evangelische Kirchgemeinde Wölfis auf IBAN DE 28 8206 4038 0000 2906 10 (VR Bank Westthüringen) spenden. Wer eine Spendenquittung möchte, sollte bitte zusätzlich zum Verwendungszweck Name und Wohnanschrift vermerken.
Unter dem Verwendungszweck „Engel“ ist unter der selben Bankverbindung auch eine Unterstützung der Restaurierung des Taufengels der Kirche möglich. Wer Pate einer der neuen Orgelpfeifen werden möchte, gibt als Verwendungszweck (Kennwort) „Pfeifenpatenschaft“ an. Die Beträge in Euro richten sich danach, auf welcher Pfeife die Inschrift mit dem Namen des Spenders eingraviert und damit die gute Tag für die Nachwelt lesbar bleiben soll, denn die wieder herzustellenden Register enthalten größere und kleinere Pfeifen. Die Beträge beginnen bei 50 Euro und enden bei 1000 Euro. Mehr kann selbstverständlich gern gespendet werden. Auskünfte zur Patenschaft gibt es unter woelfis@suptur.de.
Ronald Funke, der stellvertretende Vorsitzende der Handwerkerpartei Deutschland, gratuliert Birger Gröning (rechts im Bild) zur Nominierung als Kandidat der Partei zur Europawahl. 4000 Unterschriften wahlberechtiger Unionsbürger müssen nun gesammelt werden, damit der Wahlvorschlag zugelassen wird. „Unterstützerunterschrift“ ist die offizielle Bezeichnung. Wer unterschreibt, der unterstützt, dass die Partei überhaupt auf dem Wahlzettel erscheint. Dies ist nicht gleichzusetzen mit der Wahl der Partei.
„Wie ein Kaktus am Strand“
Interview mit Birger Gröning, fraktionsloser Abgeordneter im Thüringer Landtag
Birger Gröning
Birger Gröning war mal SPD-Mitglied, trat 2019 für die AfD im Wahlkreis Gotha I zur Landtagswahl an und gewann das Mandat direkt, trat später aus der AfD aus und bildete mit der ehemaligen FDP-Abgeordneten und drei weiteren ehemaligen AfD-Abgeordneten die Gruppe Bürger für Thüringen. Doch er und Lars Schütze verließen auch die Bürger für Thüringen und sitzen nun als fraktionslose Abgeordnete im Landtag des Freistaates, haben sogar Angestellte der Fraktion verklagt.
Meine Fragen an Birger Gröning:
Einen Abgeordneten zu verlieren, der im ersten Anlauf seinen Wahlkreis direkt gewonnen hatte, ist vermutlich schmerzlich. Sie sind gegenüber der AfD in Thüringen diesen Weg dennoch gegangen. Was waren die Gründe?
Birger Gröning: Es gab mal eine Ausschluss-Liste innerhalb der AfD. Wer Mitglied ist oder war in bestimmten, als extrem rechts einzustufenden Organisationen, kann nicht AfD-Mitglied sein. Dieser Grundgedanke gefiel mit gut, doch in jüngste Zeit habe ich die klare Abgrenzung gerade innerhalb der Thüringer AfD vermisst. Ich halte ein Verbot der Partei nicht für ausgeschlossen. Auch waren meine Familie und ich Anfeindungen ausgesetzt.
Warum dann „Bürger für Thüringen?“. Oscar Helmerich beispielsweise, ein anderer ehemaliger AfD-Abgeordneter, ist in der Legislatur vor der Ihren in die SPD-Fraktion und in die SPD eingetreten.
Birger Gröning: Ich habe reichlich Kritik auch an der SPD als Mit-Regierungspartei in Thüringen. „Bürger für Thüringen“ konnte mit Gründerin Ulrike Bergner, Tosca Kniese, Lars Schütze und mir eine parlamentarische Gruppe bilden. Die Gruppe hat mehr Einflussmöglichkeiten als ein einzelner Abgeordneter und ich habe geglaubt, die Interessen der Bürger stünden dort wirklich im Mittelpunkt.
Und standen sie das?
Birger Gröning: Pauschal will ich das nicht bewerten, aber man kann daran zweifeln, wenn es beim Umgang mit dem Geld der Steuerzahler bereits einiges gibt, was milde formuliert verwundert. Meine Bedingung für den Eintritt war damals, das ich der parlamentarische Geschäftsführer der Gruppe werde. Und in dieser Funktion hätte ich zur Grundentschädigung, auch Diät genannt, eine Aufwandsentschädigung von monatlich 1700 Euro extra als Funktionszulage bekommen sollen. Zulagen gibt es auch für Ausschussvorsitzende. Da gab es im Juli 2000 ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das die Zulagen unrechtmäßig nennt, da auf diese Weise eine Einkommens-Hierarchie unter den Abgeordneten einer Fraktion entsteht, was sich auf das Abstimmungsverhalten auswirken kann. Nur die Zulage an den Fraktionsvorsitzenden sei rechtmäßig. Während im Jahr 2013 Uwe Höhn für die damalige SPD-Fraktion gegenüber dem Landesrechnungshof noch unterstrich, es würden keine Zulagen für weitere Funktionen gezahlt und ein ähnliches Schreiben auch der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen leicht im Netz auffindbar ist, wird das Heute offenbar ganz anders gesehen. In einem MDR-Bericht vom November 2022 bestätigen alle Fraktionen die Zahlung, nur die AfD äußerte sich nicht. Aber seien sie sicher, auch dort wird das Geld gern genommen. Eine seltene Einigkeit der Parlamentarier. Zum Einzelplan 01 im Thüringer Haushaltsgesetz — er betrifft den Thüringer Landtag und damit die Einkommen derer, die den Haushalt beschließen — gibt es eigenartiger Weise keine Änderungsanträge aus den Fraktionen, während andere Einzelpläne ausführlich diskutiert werden. Ich habe dazu Ende 2022 eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt, deren Beantwortung wegen Nichtzuständigkeit abgelehnt wurde. Ich wollte daraufhin die Auskünfte von der Landtagsverwaltung bekommen und warte darauf noch heute. Eine dies betreffende Beschwerde bei der Landtagspräsidentin blieb folgenlos. Das Einstellen der von mir verfassten Petition zum Thema auf die Online-Petitionsplattform des Landtages wurde abgelehnt. Allerdings habe ich als parlamentarischer Geschäftsführer der Gruppe diese Zulage nicht bekommen. Ich hätte dagegen klagen können, habe aber bewusst auf eine solche Klage verzichtet, denn hier steht Landesrecht im Gegensatz zu einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes. Alle Erklärungen wie zum Beispiel gestiegene Komplexität der Aufgaben gehen ins Leere, denn sie ändern nichts an dem Grundprinzip, dass durch die Aussicht in den Genuss solcher Sonderzahlungen kommen zu können die freie Mandatsausübung beeinträchtigt wird. Der Fraktionsvorsitzende könnte die „belohnen“, die immer mit ihm stimmen. Wer diese Zulagen kassiert, muss damit rechnen, das Geld mal zurückzahlen zu müssen.
Das ist sicher unpassend in Zeiten, in denen die Realeinkommen der Steuerzahler durch Corona-Maßnahmen, seit Jahren steigende Energiepreise und vieles andere sinken, war aber nicht der Grund des Zerwürfnisses mit „Bürger für Thüringen“, Sie und Lars Schütze betreffend, denn die anderen Fraktionen und die FDP-Gruppe nehmen das Geld ja auch in Anspruch. Was waren die Gründe?
Birger Gröning: Einer der Konflikte drehte sich um Clarsen Ratz, Generalsekretär der Partei Bürger für Thüringen und angestellter Geschäftsführer der Gruppe Bürger für Thüringen. Wie gesagt, angestellt, nicht etwa gewählt. Seine Arbeitsplatzbeschreibung sollte eine Art politische Richtlinienkompetenz beinhalten, er somit ohne Mandat Einfluss auf das Verhalten der gewählten Abgeordneten ausüben können. Lars Schütze und ich setzen ein Ultimatum, wir würden aus der parlamentarischen Gruppe austreten, wenn er bis dahin nicht entlassen sei. Er wurde nicht entlassen, sondern noch vor Ablauf des Ultimatums ein Partei-Ausschlussverfahren gegen uns eingeleitet. Ich erfuhr davon aus der Presse. Dem sind wir durch unseren Austritt zuvor gekommen. Damit war der Status der Gruppe im Landtag allerdings vorbei und damit waren auch die zusätzlichen „Pfründe“, die Fraktionen wie Gruppen in Anspruch nehmen, erledigt. Man sollte sich vergegenwärtigen, über welche Beträge, die vom Steuerzahler aufgebracht werden, wir hier reden. Es sind etwas über 45.000 Euro für Sachkosten und (ab Dezember 2022) über 44.000 Euro Personalkosten-Zuschuss, nicht jährlich sondern monatlich allein für eine parlamentarische Gruppe, für Fraktionen ist die Summe noch deutlich höher. Der Betrag schwankt etwas, je nachdem, ob es einen Oppositionsbonus gibt oder nicht, also die Gruppe oder Fraktion der Opposition angehört oder nicht. Außerdem steigt der Betrag mit der Anzahl der Abgeordneten, die der jeweiligen Fraktion oder Gruppe angehören. Aber am Ende sind es jährlich fast 16 Millionen Euro, die der Steuerzahler aufbringen muss. Wenn man sich dazu überlegt, an wie vielen wichtigen anderen Stellen Geld fehlt. Ich sage nur: Bildung, Zustand der Infrastruktur, Energiekosten. Da muss man sich schon fragen, ob eine Fraktion nicht auch dann arbeiten kann, wenn sie nicht jeden Monat Beträge erhält, die für den Kauf eines anspruchsvollen Neuwagens reichen würden.
Angezeigt haben sie aber die Partei „Bürger für Thüringen“ in Gestalt von Clarsen Ratz und Mathias Goldhan. Ratz ist Generalsekretär der Partei und Goldhan stellvertretender Parteivorsitzender. Ratz war, als es die Gruppe noch gab, außerdem deren angestellter Geschäftsführer.
Birger Gröning: In dieser Eigenschaft, also als angestellter Geschäftsführer, hat Ratz einen Auftrag für die Beschaffung von Büroausstattung im Wert von rund 80.000 Euro an die Firma von Mathias Goldhan vergeben, ohne Ausschreibung, ohne nicht mindestens drei Angebote einzuholen. Also der Generalsekretär einer Partei überweist Geld aus Fraktionsmitteln an den stellvertretenden Vorsitzenden der selben Partei. Und es gab nicht einmal eine Inventarliste, die aussagt, was an Ausstattung bereits vorhanden ist. Es fehlte also auch die Bedarfsermittlung. Daher die Anzeigen von Lars Schütze und mir. Und es gab noch mehr Ungereimtheiten, die mir übel aufstießen. Zum Beispiel eine Klausurtagung in Victors Residenz Hotel, nur wenige hundert Meter vom Landtag entfernt, mit einer fetten Hotel-Rechnung von fast 3400 Euro, eine Fahrt in die Schweiz, um die direkte Demokratie dort kennen zu lernen, alles auf Kosten des Steuerzahlers. Allein die Hotelkosten betrugen da rund 9150 Euro. Auslandsreisen aus Fraktionsmitteln zu bezahlen gestatten die Richtlinien nur, wenn eine dauerhafte Zusammenarbeit vereinbart werden soll. Sie sehen, selbst eine parlamentarische Gruppe schafft es, das Geld zu verbrauchen.
Wie fühlt man sich, wenn man Zahlungen an seine Kollegen, sei es als Fraktion oder Gruppe oder als Einzelperson, der Kritik unterzieht?
Birger Gröning: Wie ein Kaktus am Strand. Ich habe aber nicht für das Mandat kandidiert, um jedermanns Liebling zu sein oder so viel wie möglich zuzüglich zu den Diäten zu bekommen. Wie jeder andere Teilhaushalt gehört auch der Einzelplan 01 in jedem seiner Abschnitte auf den Prüfstand. Rechnen wir mal eine Fraktion mit zehn Abgeordneten, in der Opposition. Die CDU, auf die formal eine Oppositionsrolle zutreffen würden und die AfD, die wohl von den meisten Menschen als Opposition gesehen wird, haben 21 beziehungsweise 19 Abgeordnete, also deutlich mehr. Ich komme auf monatliche Sach- und Personalkosten bei einer solchen fiktiven Fraktion der Opposition von monatlich 99040,51 Euro. Real ist es entsprechend mehr, wenn die Anzahl der Abgeordneten höher ist oder weniger, wenn sie geringer ist oder es sich „nur“ um eine parlamentarische Gruppe handelt. Aber noch immer, weil monatlich gezahlt, übers Jahr enorme Beträge. Fraktionen der Regierungsparteien erhalten den Oppositionsbonus nicht. Die Beträge bleiben dennoch hoch. Wie gesagt, dabei sind nicht die Grundentschädigung, die Aufwandsentschädigung und die Aufwendungen für persönliche Mitarbeiter, die der einzelne Abgeordnete unabhängig von seiner Fraktion oder Gruppe erhält. Für die erstmalige Bürogrundausstattung und Erneuerungen im Falle eines Wiedereinzugs eines Abgeordneten in der folgenden Legislaturperiode gibt es auch noch mal Geld. Über die Zusätzliche Entschädigung, also die aus meiner Sicht rechtswidrigen Zulagen für Funktionsträger der Fraktionen oder Gruppen außer des Vorsitzenden beziehungsweise Sprechers, sprachen wir ja bereits. Das kommt bei einigen noch obenauf. Wer so sehr vom Steuerzahler alimentiert wird, sollte einen sparsamen Umgang mit den Mitteln nachweisen können.
Trotz all der Querelen, werden sie erneut kandidieren?
Birger Gröning: Ja, das habe ich vor. Allerdings nicht als parteiloser Einzelkandidat. Ich plane zunächst, mich an der Gründung einer neuen Partei maßgeblich zu beteiligen. Werde ich von deren Gremien nominiert, steht ein aufwendiger Wahlkampf bevor.
Wie soll die neue Partei heißen, was steht im Grundsatz- und im Wahlprogramm?
Birger Gröning: Handwerkerpartei Deutschland. Eine Pressemitteilung dazu habe ich bereits herausgegeben. Sie heißt so, weil das Handwerk zu den Garanten menschenwürdigen Lebens gehört. Handwerker können nicht einfach mal die Produktion ins Ausland verlagern, weil dort die Energiepreise günstiger sind. Handwerker sind unverzichtbar, unsere Infrastruktur zu erhalten und stark durch Abgaben belastet. Zum Grundsatzprogramm möchte ich hier nur auszugsweise ein paar Aspekte anführen. Die neue Partei sollte aus meiner Sicht eintreten für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, für den Erhalt des Verbrennungsmotors, gegen Mehrfachbesteuerung, für Naturschutz und Aufforstung, für die Überwindung der Energieprobleme…
Energiekosten erhöhen den Aufwand der Zweckverbände
Für das Wasser aus dem Drei-Quellen-Brunnen in Erfurt wird kein Geld verlangt. Es entspricht chemisch nicht der Trinkwasserverordnung, mahnt ein dort angebrachtes Schild. Es sei jedoch mikrobiologisch unbedenklich, sollte aber nur in kleinen Mengen getrunken werden. Zurzeit (April 2023) wird nahe der Quelle ein Wehr saniert, daher ein Rückstau bis nahe an die Rohre.
Landkreis Gotha
Jörg Thier, Immobilienmakler- und Verwalter aus Waltershausen, macht auf die höheren Wasserkosten aufmerksam.
Jörg Thier, Immobilienmakler und Immobilienverwalter aus Waltershausen, staunte nicht schlecht, als er jüngst die Abrechnungen des Zweckverbandes Wasserversorgung und Abwasserbehandlung “Schilfwasser-Leina” der von ihm verwalteten Immobilie in der Hand hielt. Auch wenn es im Amtsblatt bereits angekündigt war, könnte sich so mancher zu früh über nur moderate Kostensteigerungen oder gar geringfügig gesenkte Zwischenzahlungen freuen. Denn aus fünf Abschlägen sind nun sechs geworden. Der Zweckverband handelt jedoch nicht so, um seine Kunden zu verärgern. Er hat keine andere Wahl. Alle Leistungen anderer Firmen, die der Verband in Anspruch nehmen muss, sind teuerer geworden und Rechnungen sind pünktlich zu bezahlen. Ein großer Faktor ist Strom, ohne den keine Pumpe Wasser in Hochbehälter hinauf oder Abwasser abpumpen könnte, ohne den kein Rührwerk im Klärwerk sich drehte. Und da die Kalkulation ohnehin am 31. Dezember 2022 ausgelaufen ist, werden nun die höheren Kosten für die 3400 Kunden sichtbar. Sicherheitshalber geht der Verband Schilfwasser-Leina zu einer nur zwei Jahre währenden Kalkulationsfrist über, war aus der Verwaltung zu erfahren. Es gebe ohnehin immerhin eine Nachkalkulation der vergangenen Jahre. Da die Zweckverbände keinen Gewinn machen dürfen, werde ein eventuelles Plus dann in der folgenden Periode verrechnet.
Der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbehandlung “Schilfwasser-Leina”, hier das Verwaltungsgebäude in der Unteren Bachstraße in Friedrichroda, muss höhere Gebühren einfordern. Der Wechsel zu sechs statt fünf Abschlägen ist durch laufende Kosten begründet.
Mag die Preiserhöhung für einen wassersparsamen Haushalt nur ein kleineres Problem sein, wirkt sie sich beispielsweise in der Friedrichrodaer Dialyse-Praxis von Dr. Sebastian Oehmer und Torsten Rittweiler spürbar aus. Ungefähr 9000 Euro mehr sind nun pro Jahr zu zahlen, denn der Wasserverbrauch in der Dialyse ist hoch. Ein Versuch, Wasser zu sparen würde den Patienten schaden, denn die Qualität der Entgiftung ließe dann nach.
Beim Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) Apfelstädt-Ohra wird die Kalkulationsperiode nicht abgebrochen, auch wenn sich die Preis im Energiemarkt stark erhöht haben. Allerdings ist der Preis für die Abwasserentsorgung ab 1. Januar von 2,89 Euro auf 3,22 Euro pro Kubikmeter gestiegen. Die Gebühr für Niederschlagswasser stieg auch, aber nur gering. Der Trinkwasser-Preis bleibt bis 1. Januar 2025 erst einmal konstant. Apfelstädt-Ohra hat dennoch investiert und dafür auch Fördermittel genutzt . Um im Falle eines Stromausfalles schneller reagieren zu können, sind Pumpstationen für den Einsatz von Notstromaggregaten so vorbereitet, dass einfach nur ein Stecker vom Aggregat in der Station eingesteckt werden muss. Das sei früher aufwendiger gewesen, sagt Werkleiter Thomas Chowanietz.
Beim Wasser- und Abwasserzweckverband Gotha und Landkreisgemeinden ändert sich zunächst nichts für die Kunden. Die Frage, die Kalkulationsperiode abzubrechen sei diskutiert worden, sagt Werkleiter Christian Ludwig. Man habe es dann aber doch bei der alten Kalkulation, die Ende 2020 beschlossen wurde und bis 2024 geht, belassen. Nach den Strompreisen vom August 2022 neu zu kalkulieren hätte zu extremen Abschlagszahlungen geführt. Nun wird offenbar auf eine weitere Beruhigung der Märkte gehofft. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass es insgesamt nicht teuerer wird, ist gering.
Das Verbandswasserwerk Bad Langensalza und der Abwasserzweckverband „Mittlere Unstrut“ versorgen und entsorgen einige Orte im Norden das Landkreises, Tonna und Dachwig beim Trinkwasser und die Fahner Höhe beim Abwasser. 2021 konnte der Verband Energieverträge bis 2024 abschließen, die sich aus heutiger Sicht als günstig erweisen. Der Versorger, die Stadtwerke Bad Langensalza, haben auch nicht gekündigt. So blieben die Gebühren erst einmal konstant. Ob die Kalkulationsperiode bei vier Jahren bleibt oder verkürzt wird, sei noch nicht endgültig entschieden, er gehe davon aus, dass es bei vier Jahren bleibt, sagt Werkleiter Mario Putzer. Er kann sich aber mit Blick auf die künftige Kalkulation ein Abkoppeln vom allgemeinen Kostentrend nicht vorstellen. Mit anderen Worten, auch im Unstrut-Hainich-Kreis und im Norden des Landkreises Gotha könnte es ab 2024 teuerer werden. Strom ist dabei nur ein Faktor, auch Kosten für Dienstleistungen, Material und Bauleistungen sind gestiegen.
Inzwischen ist der Stausee gut gefüllt – Stand am 1. Juli 2024Der Pegel zeigt nach dem regenreichen Frühjahr und Frühsommer am Schieberturm über 4,50 Meter an. Der Stausee Friemar in der Abendsonne. Hier der Blick von der Dammkrone der Staumauer aus.
Ruhe finden. Zehn Kilometer nordöstlich Gotha liegt der Stausee Friemar, auch Immertal-Stausee genannt. Keine Motorboote, kein Lärm am Strand. Nach rund dreieinhalb Kilometer hätte man ihn, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, einmal umrundet. Ortsnah bei Friemar gibt es Parkplätze an der Gaststätte „Am Stausee“ und einen Spielplatz. Arbeitseinsätze Friemarer Einwohner und die Gemeinde sanierten ihn. In das Wasser führt ein Steg, doch die wenigen Ruderboote sind abseits davon verankert und es gibt keinen Bootsverleih. Vor allem Angler nutzen das Gewässer. Häufiger begegnet man Spaziergängern auf der Dammkrone. Wenn die Sonne auf oder untergeht und es windstill ist, spiegeln sich die Baumreihen auf der ruhigen Wasseroberfläche.
Deren Ausdehnung schwankte in den letzten Jahren stark. Der Verein „Angler-Treff“ aus Gotha gibt auf seiner Homepage 24 Hektar an. Doch Ende 2020, Anfang 2021 drohte der See zu verlanden. Wie damals die regionale Tageszeitung Thüringer Allgemeine unter Berufung auf den Verein berichtete, war der Normalpegel des Sees von 4,33 Meter Wassertiefe auf 1,50 Meter gesunken. Die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) als Eigentümer des Speichers gab für Mitte Januar 2021 einen Pegel von 2,37 Meter an. Das Stauvolumen war laut Angler-Treff auf 90.000 statt 440.000 Kubikmeter gesunken. Für Mitte Januar 2021 gab die TFW 107.000 Kubikmeter an.
Abendstimmung am Stausee, vom Steg aus gesehen.
Der einzige nennenswerte Zulauf zum Speicher kommt von der Immer aus Richtung Tröchtelborn. Bevor Tröchtelborn an die zentrale Kläranlage in Gotha angeschlossen wurde, seien noch erhebliche Mengen Wasser aus Einzelkläranlagen in den Stausee geflossen. Jetzt ist es nur noch das Regenwasser, das im Ort in die Immer geleitet werde, stellte der Verein damals fest. Die Quelle der Immer selbst bringe nur noch wenig Wasser in den Bachlauf, auch sei der Grundwasserspiegel enorm gesunken. Damals verlandete sogar das auf der Fläche des Stausees gelegene Vogelschutzgebiet. Der Angler-Treff, der erheblich in den Fischbesatz und die Wasserqualität investiert hatte, schlug Alarm. Die TFW unterstützte finanziell 2021 und 2022 Baggerarbeiten, den Wasserzulauf zu verbessern. Die Angelsportfreunde trugen mit Arbeitseinsätzen bei. Hilfreich waren auch etwas größere Niederschlagsmengen. Inzwischen steigt das Wasser ganz allmählich wieder. Damit bekommt der Speicher auch optisch wieder mehr Reiz. Der Angelverein nimmt alle 14 Tage Wasserproben, um die Qualität zu sichern.
Ergänzung, bezogen auf den 29. September 2022
Zwischenzeitlich war der Wasserstand des Stausees Friemar wieder gesunken. Grob geschätzt halbiert hatte sich damit erneut das Stauvolumen. Die Niederschläge Ende September 2022 haben noch nicht viel gebracht, etwa 3,10 Meter sind am Schieberturm abzulesen. Das eigentliche Stauziel, 4,33 Meter, ist nicht erreicht.
Der Schieberturm am Abend des 9. September 2022.
Der Stausee aus etwa 500 Meter Höhe gesehen.
Am 23.04.2023 in der Wasserstand, soweit am Schieberturm abzulesen, ein paar Zentimeter gestiegen.
3,50 Meter am Schieberturm nahe der Staumauer. Noch Ende März 2023 waren es nur 3,14 Meter. Der Pegel fiel laut Auskunft der Thüringer Fernwasserversorgung seit Mai 2022. Offenbar haben die reichlichen Niederschläge im April etwas gebracht.
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